Mein heuriges Silvester war ganz besonders: Denn ich durfte es im indischen Kloster verbringen. Der Tag war voller Inspiration, schillernder Kostüme und weiser Worte.
Silvester war die letzten Jahre oft stressig: so viele Erwartungen an das perfekte Fest und zahlreiche Wünsche fürs Jahr. Der Gedanke mich heuer nicht darum kümmern zu müssen, wo und mit wem ich feiere, war sehr entspannend. Ich konnte mich einfach vom Leben führen lassen – welch ein Geschenk.
Singe, lache und freue dich
Der Tag war geprägt voller Herzensmomente. Wie sooft habe ich mich dort mit einigen musikbegeisterten Freunden getroffen und wir haben zusammen gesungen. Zum ersten Mal habe ich mich auch selbst getraut mit der Ukulele vor Menschen zu spielen und Mantren anzuleiten. Es hat sich zumindest zwischen den kritischen Gedanken im Kopf sehr gut angefühlt. 😉
Das Silvesterfest hat also malerisch begonnen: Mit einem kitschigen, wunderschönen Sonnenuntergang. Während sich der Himmel in rosa Licht hüllte, stand ich im warmen, weichen Sand und sang mit offenem Herzen „Amor, Amor, Amor“ (Deutsch: Liebe, Liebe, Liebe) Was für ein Geschenk! Schau dir gerne das Video an, um auch ins Urlaubsfeeling einzutauchen!
Voller Dankbarkeit blicke ich in die Gesichter der vielen Menschen um mich. Soviele Menschen, die in den letzten Wochen meine Freunde geworden sind. Besonders berührt hat mich ein entzückendes Ehepaar aus Brasilien: Franco (ursprünglich Italiener) und seine Frau sind bereits grauhaarig und strahlen die Liebe aus, wie auch die eigenen Großeltern es tun. Nur sind sie anders als meine Großeltern körperlich sehr agil. Am Boden sitzend spielen sie mit der Gitarre und singend herzöffnende Lieder (siehe Video).
Heute führen sie zwei Rituale aus Brasilien durch, an denen ich teilnehmen darf: Zuerst klettern wir auf die Felsen des Wellenbrechers, um Blumen ins Wasser zu werfen. Eine Tradition, die in Brasilien sehr verbreitet ist. Während sie Lieder in portugiesisch singen höre ich zu und lächle dankbar. Dann nehmen sie meine Hand und wir halten zusammen die wundervolle Blumenkette. Wir schwingen sie in alle Richtungen bevor wir sie jubelnd an den Ozean übergeben. Die Blumen bewegen sich tanzend mit den Wellen und die bunten Farben sind ein malerischer Kontrast zum blauen Meer.
Danach packt meine Freundin ihre Räucherschale aus. Sie entzündet duftende Kräuter und lässt sie dort verbrennen. Anschließend reinigt sie mit dem Rauch meinen gesamten Körper. Ich spüre, wie einiges von mir abfällt und atme voller Dankbarkeit den Duft der Kräuter ein. Ich fühle mich reich beschenkt vom Leben – heuer scheint alles, wonach ich mich solange gesehnt habe, ganz von selbst zu mir zu kommen. Ohne, dass ich danach suchen muss. Danke, Amma 😉
Während die Sterne bereits hell über uns leuchten, gehe ich eng umschlungen mit meinen Freunden zurück ins Ashram. Dort wird wie jeden Abend gesungen. Ich setze mich mit meinem Tagebuch an einen Tisch am Rand des Spektakels und lasse das Jahr nochmal Revue passieren. Soviele Wunder durfte ich heuer erleben. Auch einige harte Zeiten – doch auch ihnen kann ich inzwischen voller Dankbarkeit entgegenblicken. Denn jeder noch so schwerer Moment hat mir viel Weisheit und Lebenserfahrung gebracht.
Der Abend plänkelt dahin. Amma gibt – wie jeden Abend – ihre Umarmungen und nimmt sich dafür alle Zeit der Welt. Ich bin froh, dass meine brasilianische Freundin neben mir sitzt. Es tut gut in so liebevoller Gesellschaft zu sein. Immer, wenn ich in ihre Augen blicke, dann wird mir ganz warm ums Herz. Als sie mir kurz nach Mitternacht eine ihrer liebevollen Umarmungen schenkt und mich dabei küsst, fühle ich mich wie ein kleines Kind, das alle Liebe der Welt bekommt. Was für ein Start ins neue Jahr.
Tipps für ein glückliches neues Jahr
Kurz darauf startet auch auf der Bühne Ammas Neujahrsansprache. Sie ist wie immer voller Liebe, als sie spricht. Doch ihre Wort sind auch sehr klar und ernst. Sie erinnert uns daran, dass alle Menschen sich zu Neujahr immer ein „glückliches neues Jahr“ wünschen. Doch bereits am 7. Jänner haben viele genau das vergessen und sind wieder versunken in ihrem Alltag. Dann haben sie keine Zeit mehr für andere dazu sein, sondern laufen gestresst durch die Welt.
Darum erinnert Amma uns daran, dass WIR es in der Hand haben, das Jahr zu einem glücklichen und guten zu machen. Und zwar nicht nur für uns selbst – sondern für alle. In Zeiten von Kriegen, Umweltkatastrophen und Krankheiten ist die Menschheit aufgefordert das eigene Ego öfter Mal hintenanzustellen. Und sich statt einem neuen Auto, einem neuen Haus lieber etwas anderes zu wünschen: Liebe, Mitgefühl und Frieden für die Welt. Und das in seinen eigenen Handlungen widerspiegeln zu lassen. Sich also öfter zu fragen, wie man anderen helfen kann. Darum erinnert uns Amma auch an die guten Taten, die wir jeden Tag für andere vollbringen sollen. Denn darin liegt wahres Mitgefühl, Liebe und auch Erfüllung.
Während ich ihr zuhöre, merke ich, dass auch ich wieder öfter daran denken möchte, wie ich mit jedem Tag die Welt zu einem besseren Ort machen kann. Es sind die kleinen Taten, die wir jeden Tag tun können, die in Summe einen Unterschied machen: Dass wir unsere Wasserflasche auffüllen, statt immer neues Wasser in Plastikflaschen kaufen. Dass wir unsere Nachbarn öfter fragen, wie wir ihnen helfen können. Dass wir uns für eine Mutter, die ein kleines Kind am Arm hält, in die Essenschlange stellen, damit sie es nicht tun muss. Ein liebes, aufmunterndes Wort, das wir jemanden schenken, der gerade traurig ist. Jeden Augenblick bieten sich unzählige Chancen. Und je mehr wir davon ergreifen, desto mehr Sinn geben wir auch unserem eigenen Leben.
Amma gibt auch viele weitere Tipps für ein glückliches Jahr, die ich dir nicht vorenthalten möchte:
Meditiere jeden Tag. Nur wenn wir lernen unseren Geist zu beherrschen, können wir wahren Frieden finden.
Lächle und lache mehr: Finde das Gute in allem.
Sei mitfühlend: Höre andere mit offenem Herzen zu und sei für sie da.
Übernimm Verantwortung: Frage dich jeden Tag, wie du die Welt zu einem besseren Ort machen kannst.
Achte auf deine Handlungen: Mache dir bewusst, dass jede deiner Handlungen Konsequenzen hat. Alles, was wir geben kehrt vielfach zu uns zurück. Überlege deswegen genau, ob du Wut, Hass, Gier und Eifersucht geben möchtest oder dich lieber für Liebe, Freude, Mitgefühl und Dankbarkeit entscheidest.
Respektiere die Umwelt und schütze sie. Verschwende kein Wasser, Essen oder Strom. Und frage dich, wie du die Natur bewahren kannst.
Lebe im Hier und Jetzt: Staune über die Wunder der Natur und des Lebens und lass das Leben nicht an dir vorbeiziehen.
Dankbar lausche ich Amma. Ich spüre, dass ich damit wieder zu den Wurzeln der Spiritualität zurückkehre. Zu jenen Werten, die ich vor 4 Jahren in meiner ersten Yogalehrer Ausbildung kennengelernt habe und die mein Leben verändert haben. Von einem gestressten Leben, hin zu einem erfüllten Leben. Und die ich mir viel öfter wieder vor Augen führen und vor allem in mein Leben integrieren darf.
Schillernde Kleider und staunende Augen
Nach diesen Worten voller Weisheit, kündigt der Moderator den nächsten Programmpunkt an: Einen klassisch indischen Tanz, den Kinder aufführen, die im Ashram leben. Nur wenige Augenblicke später betreten zehn Mädchen in schillernden Kostümen die Bühne. Ihr Tanz ist beeindruckend: Voller Hingabe führend sie eine perfekte Choreografie auf. Doch kaum haben sie die Bühne verlassen folgt das nächste Spektakel: Die nächste Kindergruppe führt ein Tanztheaterstück auf, das lustig und beeindruckend zugleich ist. Ich komme gar nicht aus dem Staunen heraus und vergesse dabei meine Müdigkeit. In Summe sind neun Aufführungen dran. Kinder und Erwachsene führen beeindruckende Tänze auf und ein Mann spielt ein wunderschönes, selbstkomponiertes Lied auf dem Klavier.
(Da ich im Ashram nicht fotografieren darf gibt’s davon keine Fotos – ihr dürft also eure Vorstellungskraft nutzen, um ein selbst ein Bild davon zu machen. 😉)
Mein Herz lacht und ich fühle mich tief erfüllt, als ich um 2 Uhr beschließe ins Bett zu gehen. Auf der Bühne ist noch lange nicht Schluss, doch mein Körper fühlt sich erschöpft. Ich schlafe augenblicklich ein.
Als ich am nächsten Morgen erwache, beschließe ich gleich meine Neujahrsvorsätze in die Tat umzusetzen. Ich putze zuerst mein Zimmer und melde mich danach für die freiwillige Putztruppe, die Zimmer für die Neuankömmlinge reinigen. Voller Hingabe kehre ich das verdreckte Zimmer, das mir zugeteilt wurde und spüre den Frieden in mir, von dem Amma gesprochen hat. Schon erstaunlich, wie die einfachen Dinge das größte Glück schenken.
Mein Tipp zum Ende: Frage dich jeden Tag, was du heute tun kannst, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wenn du das jeden Tag tust, dann wirst du staunen, wie auch dein Leben sich in 365 Tagen zum Positiven verändert.
In diesem Sinne: Glückliches, neues Jahr!
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