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Julia Grammel

5 Tage Schweigen im indischen Kloster – so war’s!

Aktualisiert: 17. Jan.

Wolltest du immer schon einmal wissen, wie es sich anfühlt tagelang zu schweigen? Dann komm‘ mit mir auf eine Reise nach Indien. Ich teile hautnah meine Erfahrungen aus einem 5-tägigen Schweigeretreat mit dir: 5 Tage voller innerer Kämpfe & Frieden, Unruhe & Ruhe, Lärm & Stille.





Es ist 4:00 morgens und mein Wecker klingelt. Ich schrecke hoch, denn der Ton ist sehr laut. Es ist nicht mein gewohnter Handywecker. Sondern ein ganz gewöhnlicher, tickender Wecker. Ich habe ihn mir ausgeborgt, um während meines Schweigeretreats mein Handy nicht zu benutzen. Puh, okay, jetzt bin ich wach. Müdigkeit ist noch zu spüren, doch auch Freude auf den Tag. Mit verschlafenen Augen strecke ich mich und schlüpfe in meine Yogakleidung, um meine tägliche Morgenmeditation zu machen. Ich mag es meine kleinen Rituale zu machen, bevor ich das Zimmer verlasse. Diese helfen mir um gut ausgerichtet in den Tag zu starten. Doch zugegebenermaßen erfordert es heute etwas mehr Überwindung als sonst 😉 


Denn der Tagesablauf der nächsten Tage ist sehr dicht. In der gestrigen Einführung habe ich feierlich meinen Stundenplan für die nächsten 5 Tage überreicht bekommen: Jeden Morgen um 5:00 starten wir mit dem Singen im Tempel. Wenn du dich jetzt fragst, wie Singen mit Schweigen zusammenpasst, dann hast du gut mitgedacht. Darum möchte ich jetzt das Geheimnis lüften, was Schweigen hier im Kloster bedeutet.


Schweigen – was bedeutet das genau?


Schweigen bedeutet den Kontakt zur Außenwelt auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Das bedeutet: Kein Sprechen, keine Zeichensprache, kein Schreiben, kein Lesen, kein Internet und möglichst auch keine Interaktion mittels Augenkontakt, Lächeln usw. Wozu das Ganze? Indem wir aufhören unsere Energie auf das Außen mit all seinen Reizen zu lenken, werden wir empfänglicher für die Botschaften, die tief in uns liegen. Wir kommen in Kontakt mit uns selbst, unserer Seele, unserer Stille und auch mit Gott.


Und da kommt jetzt das Singen ins Spiel: Das Singen von Mantras (gesungene Gebete) und beten ist nicht nur erlaubt, sondern wird sogar bewusst als Unterstützung eingesetzt. Denn es stärkt die Verbindung zu Gott und damit zur ureigenen Essenz. Wenn du schon einmal bei einem Mantra-Abend dabei warst, kennst du vielleicht das Gefühl von Frieden und Stille, das danach im Geist herrscht.


Doch zurück zum Tagesablauf. Nach dem Singen im Tempel gibt es Tee. Das Retreat findet in einem eigenen Seminarbereich statt, der ausschließlich für Schweigeretreats benutzt wird. Darum herrscht bereits beim Betreten der Räumlichkeiten ein Gefühl des Ankommens. Dieses wird von einem Bild von Amma unterstützt: Mit weit offenen Armen empfängt sie einen. Ich lächle, als ich mich sanft vor ihr dem Betreten.



Es geht los!


Nach dem Tee startet die erste Meditation im Sitzen. Diese wird gewöhnlich in der Stille abgehalten, doch in den ersten zwei Tagen bekommen wir ein paar Tipps, die es uns leichter machen sollen. Ich bin gespannt, wie es mir gehen wird 45 Minuten ruhig zu sitzen. Doch dank der einleitenden Worte gelingt es erstaunlich gut. Ich wechsle zwar immer wieder meine Sitzposition, doch finde auch viel Frieden in mir. Mein Ego denkt sofort: "Ach, das wird ein Kinderspiel." Doch ganz so leicht ist es dann doch nicht ;-)





Denn nach der Meditation gibt's eine Yogastunde. Der Yogalehrer hat uns vorgewarnt: Da es viele Menschen mit viel Yogaerfahrung gibt, wird es sehr herausfordernd. Denn die Übungen sind sehr, sehr einfach. Wir sind eingeladen unseren Ehrgeiz loszulassen und uns auf die vorgezeigten Übungen einzulassen.


Ich merke, dass mein Verstand sehr rasch beginnt alles zu bewerten. Er hat ganz viele Ideen, was an der Anleitung noch etwas besser sein könnte. Ich atme tief durch. Denn ich bin fest entschlossen mich an die Anweisungen zu halten, um die Neigung des Besserwissens (in die man als Lehrer manchmal verfällt) etwas mehr aufzuweichen. Mit der Zeit gelingt das etwas besser. Zum Glück habe ich noch ein paar Tage zum Üben 😉


Im Anschluss an die Yogastunde gibt’s Frühstück. Dieses wird in großen Behältern extra für uns von den anderen Kantinen hergebracht. Das soll uns unterstützen in der Stille zu essen, ohne uns mit Essensbestellungen herumzuquälen. Davor wird das Essen mit einem Gebet gesegnet. Danach bildet sich eine lange Schlange – ich seufze innerlich. Der kann ich wohl auch hier nicht entgehen.


Ich spüre eine Unruhe in mir aufkommen. Alles geht mir zu langsam und ich habe Angst, dass die Speiseauswahl mir nicht gefällt. Ich atme tief durch. Als ich mein Essen schließlich habe und am Tisch Platz nehme, kehrt kurz Ruhe ein. Ich esse das Frühstück mit Freude – bis eine Glocke geläutet wird. Dann meldet sich sofort Stress in mir. Ich habe Angst zu langsam zu sein. Erst kurz danach verstehe ich, dass das nur bedeutet, dass das Essen jetzt weggeräumt wird. Puh, ich atme durch. Erstaunlich wie oft die banalsten Dinge einen Stress in uns auslösen können. Als die zweite Glocke läutet, die uns erinnert zurück in die Meditationshalle zu kommen, habe ich mein Frühstück beendet.


Die Stille im Lärm finden


Die nächsten Stunden sind gefüllt mit viel Meditation. Abwechselnd im Sitzen und im Gehen. Das ermöglicht eine Auflockerung des Körpers. Ich bin sehr dankbar dafür. Die 45 Minuten Sitzen sind mir genug. Ich merke, wie ich zwischendurch immer wieder unruhig werde. Denn inzwischen ist die Stille des Morgens verflogen. Lauter Baulärm macht sich breit. Das Gebäude gegenüber wird saniert. Der Meditationslehrer erinnert uns daran, dass das eine Chance für uns sein kann. Er scherzt: „Ich glaube Amma, hat uns die Bauarbeiten geschickt, damit wir lernen den äußeren Lärm auszublenden und Stille unter allen Umständen zu finden.“ Ich lächle und freue mich über die Möglichkeit.

In der Tat gelingt es mir sehr rasch mich auf meine inneren Prozesse zu konzentrieren. Doch auch da ist es nicht immer ruhig. Denn wenngleich das Ziel jeder Meditation die Stille ist, so ist der Weg dorthin oft geprägt von viel innerem Lärm.



Über schwierige Gefühle und den Umgang mit ihnen


Immer wieder melden sich Gefühle und Situationen aus der Vergangenheit. Ich bin froh, dass ich das die letzten Jahre schon oft üben durfte damit umzugehen. Denn es kann sich manchmal ganz schon heftig anfühlen, wenn alte Ängste, Trauer oder Wut in einer geballten Ladung hochkommt und alle anderen Bewältigungsstrategien (Handy, jemanden anderen dafür verantwortlich machen usw.) wegfallen. Ich atme tief durch und beginne einfach hinzuspüren.


Denn eine gute Möglichkeit, um mit schwierigen Gefühlen umzugehen, ist ihren Abdruck im Körper zu beobachten. Sich innerlich zu fragen: „Wo spüre ich das im Körper?“. Das kann eine Enge in der Brust, ein Knoten im Hals, ein Stechen im Bauch usw. sein. Anders als im Alltag, wo wir meistens versuchen, sofort im Außen eine Lösung dafür zu finden (z.B. eine Tablette schlucken, um den Schmerz loszuwerden), wenden wir uns in der Meditation genau diesen Empfindungen zu. Mit liebevoller Achtsamkeit. Es geht darum einfach zu fühlen, was ist. Mit einem liebevollen und mitfühlenden Blick.


Das ermöglicht den alten Gefühlen sich aufzuweichen. Und dann verändert sich etwas – ganz von selbst. Manchmal beginne ich dabei zu weinen, manchmal meldet sich einfach eine Erleichterung, manchmal sehe ich Licht. Häufig wird die Empfindung auch zunächst verstärkt, alles verkrampft sich noch mehr, der Schmerz nimmt zu usw. Doch meiner Erfahrung nach ist das in den meisten Fällen eine Zuspitzung, bevor sich etwas auf sehr tiefer Ebene löst. Trotzdem gibt es Situationen wo ich gelernt habe, dass es besser ist von dem Schmerz wegzugehen. Denn wenn wir mit sehr tiefen Verletzungen konfrontiert sind, braucht es manchmal etwas mehr Zeit, um sich ihnen liebevoll zuwenden zu können.


Eine weitere gute Möglichkeit den Fokus weg von den Gefühlen zu lenken. Einfach den Atem zu beobachten oder innerlich ein Mantra zu wiederholen. Und wann immer die Gefühle und Gedanken stärker werden, die Achtsamkeit zurück zum Atem oder Mantra zu lenken. Das erfordert ebenfalls Geduld. So wie ein Kind, das laufen lernt und dabei unzählige Male hinfällt, ist auch Meditation ein Prozess, der uns lehrt niemals aufzugeben, sondern in jedem Augenblick einen neuen Versuch zu starten.


Wenn all das nichts hilft, dann können unsere Sinnesorgange uns gute Dienste leisten: Wenn wir uns z.B. aufs Hören oder Riechen konzentrieren, dann kann diese Konzentration uns in diesen Augenblick zurückholen. Wichtig dabei ist, das Gehörte oder Gerochene nicht zu interpretieren, sondern es einfach nur wahrzunehmen. Denn genau darum geht’s bei Meditation: Sich immer und immer wieder auf das Hier und Jetzt zu besinnen. Denn unsere Gedanken kreisen ständig um Gestern und Morgen. Frieden und Stille sind aber nur im gegenwärtigen Augenblick zu finden.

Nun ist wohl doch ein wenig die Yogalehrerin in mir durchgekommen. Entschuldigung 😉 Zurück zum eigentlichen Retreat.



Geh langsam, wenn du es eilig hast


Die Gehmeditationen sind eine schöne Abwechslung zum Sitzen. Die Aufforderung ist einfach: Gehe einfach - ohne Agenda. Normalerweise gehen wir immer irgendwohin. Bei der Gehmeditation geht man ein kurzes Stück von ein paar Metern immer wieder hin und zurück. Diese feste Route hilft dem Geist ruhiger zu werden. Das hindert den Gedanken trotzdem nicht, bald wieder lauthals loszuplappern. Doch es gefällt mir verschiedene Techniken auszuprobieren. Ich erinnere mich an einen Satz von dem tibetischen Mönch Thich Nathan: „Geh, als würdest du die Erde mit deinen Füßen küssen.“ Welch ein schönes Bild. Als ich den Boden unter meinen nackten Fußsohlen spüre, merke ich wie ich mit der Zeit ruhiger werde. Nach den 20 Minuten bin ich fast traurig, dass es schon vorbei ist.



Gehmeditationen können uns helfen im Alltag die Achtsamkeit immer wieder aufs Hier und Jetzt zu lenken. Probiere es gerne beim nächsten Spaziergang aus: Spüre deine Fußsohlen und merke, wie das ganz automatisch deinen Schritt verlangsamt – und damit auch deine Gedanken. Auch das erfordert Geduld und Übung, doch es ist ein schöner Weg mit Meditation im Alltag zu starten. Also gehe ich so achtsam wie möglich zurück zu meinem Platz für die nächste Meditation.


Mittags gibt’s eine lange Pause. Zunächst essen wir alle gemeinsam in der Stille, dann hat jeder Freizeit, während das Center gereinigt wird. Nachmittags gibt’s noch eine Sitz- und Gehmeditation. Dann können wir ein Lunchpaket packen, um pünktlich um 17:00 zu Ammas geführter Meditation in der großen Halle zu gehen. Ich bin erstaunlich ruhig, als ich das tue. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch Lust habe hierher zukommen, nach soviel Meditation. Doch ich merke, dass es mir leichter fällt bei mir zu bleiben. Es ist so, als würde das Schild, das um meinem Hals hängt, eine große Last von mir hängen. Darauf steht: „In Silence“ (in Stille). Es fühlt sich erleichternd an mit niemandem sprechen oder interagieren zu müssen, ich merke wieviel Energie das manchmal kostet.



Ich kann die Meditation mit Amma in einer neuen Tiefe erfahren. Das viele Üben und das Schweigen haben mich empfänglicher für sie gemacht. Ihre Worte dringen tiefer in mich ein und ich merke, wie ich auch nach der inspirierenden Ansprache danach immer mehr Frieden finde. Als ich am ersten Abend um 21 Uhr in mein Zimmer komme, bin ich erfüllt von einer tiefen Zufriedenheit. Ich freue mich auf die nächsten Tage.



Frieden in uns finden


Die nächsten Tage sind sehr unterschiedlich. Ich gehe durch eine Achterbahnfahrt an Gefühlen. In manchen Meditationen fühle ich einen tiefen Frieden, in anderen macht mir die Hitze und meine eigenen Gefühle zu schaffen. Doch darunter wird

Das Motto des Retreats ist „Von innerem Frieden zu Weltfrieden“. Zwischen den Meditationen bekommen wir dazu viele Impulse. Denn Frieden beginnt immer in uns selbst. So wie schon Ghandi gesagt hat: „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen wirst.“ Erst wenn wir die Kämpfe, die wir uns selbst kämpfen – gegen uns und die Welt – auflösen und Frieden in uns finden, kann auch der Kampf im Außen aufhören. Nicht von heute auf Morgen. Doch Stück für Stück. Ghandi, Martin Luther King, der Dalai Lama – alles Beispiele von Menschen, die aus ihrem inneren Frieden auch mehr Frieden für die Welt gebracht haben.


Bisher dachte ich immer, dass es nur diese großen Meister sind, die die Welt verändern, die wirklich Einfluss nehmen. Doch mit jedem Impuls beim Retreat beginne ich mehr und mehr zu verstehen, wie es die kleinen Dinge sind, die alles verändern: Jedes einzige Mal, wenn ich einen Kampf in mir auflöse, trage ich zu mehr Frieden in der Welt bei. Jedes Mal, wenn ich lerne liebevoll zu mir und anderen zu sein, trage ich zum Weltfrieden bei. Jedes Mal, wenn ich mich hinsetze, um zu Meditieren, Dankbarkeit zu kultivieren oder voller Achtsamkeit Yoga mache, trage ich zu Weltfrieden bei. Denn damit löse ich mich immer mehr vom Ego und seinen Kämpfen.


Für den Verstand mag das zu einfach klingen. Doch ich merke, dass es stimmt. Mit jeder Meditation werde ich innerlich ruhiger. Auch wenn zwischendurch Phasen der intensiven Verwirrung, Angst, Unzufriedenheit, dem Gefühl verloren zu sein und Fluchtimpulsen kommen. Diese lösen sich meistens innerhalb weniger Stunden von selbst wieder in Frieden auf.



Die Herausforderungen und Learnings


Ich lerne mit der Zeit sehr viel über mich. Und bin erstaunt, wie schwer mir manche Dinge fallen. Obwohl ich schon oft auf mein Handy verzichtet habe, merke ich wieder einmal, wie süchtig der Gebrauch macht. Unzählige Male möchte ich darauf schauen, um etwas im Internet zu recherchieren oder habe das Gefühl jemandem ganz dringend etwas schreiben zu müssen. Zum Glück liegt mein Handy im Offline-Modus im Zimmer und dort lasse ich es auch liegen. Denn ich merke, wie genau das der einzige Weg ist, um wirklich in Kontakt mit mir zu kommen: Anzuerkennen, dass mein Verstand ständig nach Lösungen für Probleme sucht, die er kurz zuvor selbst erschaffen hat. Fast alles, löst sich von selbst in Wohlgefallen auf, wenn ich einfach mit Geduld Frieden in mir kultiviere. Und dem was übrig bleibt, kann ich mit dieser friedlichen Haltung auf andere Weise begegnen.


Auch der Schreibentzug packt mich immer wieder. Normalerweise schreibe ich viel. Sehr viel. Ich schreibe Tagebuch. Ich schreibe, um meine Glaubenssätze umzuformulieren. Ich schreibe, um Antworten zu finden. Doch ich merke immer mehr, wie auch das manchmal einfach ein Kampf ist. Und wie Schreiben – so hilfreich es oft ist – manchmal auch einfach ein Weg ist, um der Akzeptanz dessen, was ist, zu entfliehen.


Als das Schweigeretreat sich dem Ende zuneigt merke ich, wie es leichter geworden ist: Auf das Handy und Schreiben zu verzichten. Und wie ich dadurch langsamer geworden bin. Ich merke auch, dass ich nicht mehr so fokussiert auf all die vielen interessanten Gespräche bin, die hier ständig überall zu hören sind. Denn wenn 3.000 Menschen auf engem Raum leben, dann herrscht im Außen im Lärm. Es gibt soviel zu erleben und erfahren – das hat in den vergangen Wochen sehr häufig Stress in mir ausgelöst. Das Retreat hat mir gezeigt, wieviel Erfüllung, Frieden und Stille darin liegt, wenn wir „Nein“ zu den vielen Möglichkeiten sagen und einfach Mal die Tür zur Außenwelt verschließen.

Ich merke auch, wie mein Kontakt zur Natur stärker wird. Ich fühle mich viel mehr verbunden mit den Bäumen, dem Meer und den Tieren hier. Es ist so, als würde ihre Schönheit erst in der Stille wirklich erfahrbar werden. So als würde ich die Krähen erst wirklich sehen, wenn ich aufhöre, sie im Geiste zu bewerten oder kommentieren.



Zurück in den Alltag


Am letzten Tag werden wir langsam aus dem Schweigen begleitet. Nach soviel Stille braucht es einen sanften Übergang. Darum beginnen wir mit Singen und Schreiben und einem kurzen Austausch in einer Kleingruppe. Ich merke die Freude in mir zirkulieren. Bereits nach den 10 Minuten Austausch fühle ich mich sehr lebendig – merke aber, dass ich den Kontakt zu mir selbst komplett verloren habe. Erst das Schließen meiner Augen und viel Achtsamkeit bringt mich zurück zu mir.


Zum Glück erklärt unser Seminarleiter, warum das so ist: Durch das Schweigen ist unsere Sensibilität gegenüber dem Außen jetzt stärker. Ich bin dankbar für diese Worte – denn diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht und mich dabei sooft selbst infrage gestellt. Zu hören, dass das ein normaler Prozess ist, der bei allen so eintritt beruhigt mich. Ich beschließe darum mein „In Silence“ Schild noch ein wenig zu behalten.

Als ich am Abend den Himmel beobachte, lächelt mich der Mond an: Ich stelle fröhlich fest, dass er auf dieser Seite der Welt ganz anders aussieht. Er ist keine Sichel, sondern sieht aus wie ein Lächeln. Ich lächle zurück. Dankbar und voller Frieden gehe ich in mein Zimmer.



Tipps für andere


Falls du auch einmal ein Schweigeretreat machen magst, dann kann ich es dir nur von Herzen empfehlen. Es ist eine wirklich bereichernde Erfahrung.

Meine Tipps für dich:


  • Plane genug Zeit ein. Schaue, dass du dir die Zeit freischaufelst und dein Umfeld informierst. Kläre rechtzeitig ab, was in den Tagen zu tun ist und lasse es dann bewusst los. Es ist eine schöne Erfahrung zu merken, dass die Welt sich auch weiterdreht, wenn du nicht mitläufst.

  • Nimm dir Zeit das Schweigen nachzuwirken: Fange nicht sofort wieder mit deinem Job an, sondern gib dir ein bis zwei Tage Übergangszeit.

  • Lasse das Handy wirklich ausgeschaltet und schaue wie du es danach vielleicht auch weniger benutzen kannst.

  • Sorge gut für dich: Höre auf deinen Körper, versorge ihn mit guter Nahrung und kümmere dich um dich selbst, wie eine Mama es tun würde. Es kann sich intensiv anfühlen und Selbstfürsorge ist sehr hilfreich dabei.


Inspiration für ein bisschen mehr Stille im Alltag


Es muss nicht immer ein Schweigeretreat im Kloster sein. Auch Zuhause kannst du mehr Frieden in den Leben bringen. Mit diesen einfachen Tipps:


Nimm dir einen Tag in der Woche, an dem du dich bewusst in die Stille begibst. Dreh dein Handy ab und verstecke es in einem Kasten 😉 Sprich mit niemandem. Dreh den Fernseher nicht auf. Lies nicht. Geh einfach im Wald spazieren, Wandern oder schaue aus dem Fenster. Und schau was dabei passiert. Du wirst staunen, wieviel du in dieser Zeit über dich lernst und wieviele Probleme, die du sonst im Alltag hast, auf einmal von selbst verschwinden. Oder sich komplett neue Lösungen und Perspektiven auf sie ergeben. Viel Spaß dabei!

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