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Julia Grammel

Ankommen im Ashram Amritapuri - über Elefanten und andere Wunder.

Seit zwei Tagen bin ich nun im Ashram Amritapuri. Ich fühle mich einerseits sehr angekommen und andererseits ist alles neu. Ich darf viel Entdecken und Staunen. Ein Highlight war definitiv die Feuerzeremonie heute früh - mit einem unerwarteten Überraschungsgast. 😉


Es ist 4:15 und ich wache ausgeschlafen auf - ohne Wecker. Ich fühle mich erholt und freue mich auf den Tag. Genauso, wie ich es mir am Vorabend visualisiert und gewünscht habe. Heute darf ich bei einer Homa dabei sein - einer heiligen Feuerzeremonie, die jeden Tag um 5:00 stattfindet. Als ich im Bett sitze und wie jeden Tag mit positive Affirmationen für den Tag aufschreibe, lächle ich. Ich fühle mich gut. 😊


Neugierig verlasse ich kurz vor 5:00 mein Zimmer. Es ist noch angenehm kühl und dunkel. Über mir leuchten die Sterne und es ist eine friedliche Stimmung. Ich spaziere über das Ashram Gelände und bin gespannt, was mich heute erwarten wird. Als ich ankomme, erwarten mich bereits einige Menschen, die auch an der Zeremonie teilnehmen. Ich ziehe meine Schuhe aus. Wie überall - alle heiligen Orte werden ausschließlich barfuß oder mit Socken betreten. Ich setze mich hin und blicke auf den Mann, der vor der Feuerstelle sitzt. Er ist in orangene Kleidung gehüllt.


Rund um mich sitzen Frauen und Männer jeglichen Alters - manche scheinen schon sehr lange hier zu sein, andere wirken ähnlich unbefangen wie ich. Das Ashram ist eine Anlaufstelle für Menschen von der ganzen Welt. Ich mag den bunten Mix aus Kulturen und Altersgruppen hier. Es gibt (indische) Familien, die seit Generationen im Ashram wohnen und deren Kinder hier zur Schule gehen. Manche westliche Menschen verbringen hier ihre Zeit in der Pension. Andere sind ein paar Monate hier, wie ich. Andere nur einen einzigen Tag. Und alle sind sie willkommen. Egal welche Religion sie sonst haben oder woher sie stammen. Ich lächle dankbar dafür, dass das Leben mich an diesen wunderbaren Ort geschickt hat. Dann startet die Zeremonie.


Der Mann im orangenen Gewand beginnt Mantren zu singen und ich lausche. Er macht viele Handbewegungen. Im Hintergrund höre ich viele Frauen singen. Sie sind im Kali Tempel nebenan - dort werden jeden Morgen um 5:00 die 1000 Namen von der heiligen Mutter gechantet (singend rezitiert). Es ist schön hier.


Doch ich merke, wie mein Geist alles andere als ruhig ist. Er wandert hin- und her und möchte gerne Probleme lösen, die er davor selbst erschafft. Eine Weile versuche ich dagegen anzukämpfen. Doch dann beschließe ich ihn mit an Board zu holen: Ich erkläre ihm, dass wir jetzt nichts Tun müssen. Sondern einfach nur Sein dürfen. Und bitte ihn in den Zustand des Seins zu kommen. Nachdem ich das schon oft geübt habe tut er das mühelos. Wenn dich das Thema interessiert, wie das gelingt, dann empfehle ich dir Eckhardt Tolle als Lehrer. Siehe dazu z.B. dieses Youtube Video: Eckhart Tolle: Die Realisation des Seins (deutsch, komplett) - YouTube


Von da an kann ich die Zeremonie viel mehr genießen. Ich staune über die schönen Bewegungen des Feuers. Und staune über die Hingabe, mit der dieses Ritual durchgeführt wird. Dreimal steht die ganze Gruppe auf und wirft eine Opfergabe ins Feuer: zuerst Kräuter und anschließend gekochten Reis. Bereits 1,5 Stunden dauert die Zeremonie. Als ich gerade denke, dass es vorbei ist, erwartet mich eine Riesen-Überraschung.


Ich drehe meinen Blick zum Ausgang als auf einmal ein riesiger Elefant am Eingang zur Halle steht, in der die Zeremonie stattfindet. 😍 Mir bleibt fast der Mund offen vor Staunen. Wie schön und anmutig er dasteht: Ganz ruhig zunächst. Doch dann führt er einen Tanz auf, den er anscheinend einstudiert hat. Welch ein beeindruckendes Wesen. Voller Anmut und Kraft. Gleichzeitig strahlt er viel Ruhe aus. Ich bestaune ihn ununterbrochen.



Nach einiger Zeit geht der Mann im orangenen Gewand zu ihm und füttert den Elefanten. Ein Anblick der ein Gefühl tiefer Liebe ausstrahlt. Dieser Respekt, der spürbar ist, berührt mich. Als anschließend noch Bananen verteilt werden und jeder den Elefanten füttern darf, freue ich mich wie ein kleines Kind. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Doch als der Elefant schließlich die Banane aus meiner Hand nimmt, ist er ganz sanft. Ich blicke in seine wunderschöne Augen und fühle auch eine tiefe Liebe zu diesem einzigartigen Lebewesen.


Mein Magen meldet sich langsam zu Wort, als die Zeremonie mit einem süßen Ende abgeschlossen wird: Es gibt Chai für alle. Und Prasad. Eine Süßspeise, die während der Zeremonie dabei war und die ganze gute Energie aufgenommen hat. Mit diesem in der Hand wandere ich noch durch einen kleinen Raum mit Bildern an der Wand. Ich bedanke mich bei den Gottheiten Shiva und Krishna sowie natürlich bei Amma - der spirituellen Führerin des Ahsrams. Dann beiße ich voller Hingabe in ein frittiertes Bällchen, das süß und einfach herrlich schmeckt.


Als ich im Anschluss über das Ashram Geländer spaziere staune ich weiter: Überall sind bunte Bilder.


Besonders schön ist der Kali Tempel - das Zentrum des Ashrams. Darin befindet sich ein Altar für die Gottheit Kali - über sie werden wir in einem anderen Beitrag noch mehr sprechen ;-) Im oberen Stock gibt es Kleidung und Souvenirs zu kaufen.


Neben den spirituellen Zeremonien, hat das Ashram auch sonst viel zu bieten. Es gibt unzählige Aktivitäten: Von Kochkursen, über Yoga, QiGong und indischem Tanz bis hin zu Schweigeretreats. Auch Massagen oder ayurvedische Entgiftungskuren können direkt im Ashram gemacht werden. Außerdem betätigen die meisten Menschen sich hier freiwillig. Seva, das freiwillige Arbeiten zum Wohle der Gemeinschaft, ist Teil der spirituellen Lehre Ammas. Ich verstehe warum Menschen hier sehr lange und erfüllt leben. Es scheint an nichts zu fehlen.


Selbst das Meer ist nur zwei Minuten zu fuß entfernt. Als ich Abends auf einem Stein sitze und der Sonne beim Untergehen zuschaue, fühle ich mich dankbar. Welch ein wundervoller Ort, um die Reise zu meinem Herzen zu vertiefen.




Die Wellen tanzen im Meer, die sattgrünen Palmen zieren die Küste, der weiße Sand sieht weich aus. Ich denke mir: "Welch ein Bild des Friedens." und lächle.



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